Berlin will Obdachlose in Flüchtlingsheimen unterbringen

Berlin will Obdachlose in Flüchtlingsheimen unterbringen
Ein Obdachloser in Berlin.

In deutschen Großstädten haben immer mehr Menschen keine Wohnung. Nicht nur München musste zuletzt einen traurigen Rekord bekanntgeben. Auch in Berlin spitzt sich das Problem zu.

Die Stadt will nun ihre Bemühungen im Kampf um die Obdachlosigkeit erhöhen.

Bei der ersten gesamtstädtische Strategiekonferenz zum Thema Wohnungslosigkeit wurden am Mittwoch mehrere Maßnahmen beschlossen, die das Problem lindern sollen.

Der Berliner Senat verdoppelt in diesem Jahr nach eigener Angabe die Finanzmittel für Projekte gegen Obdachlosigkeit. 8,13 Millionen Euro sollen fließen.

Die rund Konferenzteilnehmern aus Politik, Verwaltung, Obdachlosenhilfe, von Wohlfahrtsverbänden und Wissenschaft beschlossen zudem, dass Obdachlose in Zukunft verstärkt in Flüchtlingsheimen untergebracht werden sollen.

Die ursprünglich für Asylbewerber errichteten Wohncontainer sollen dafür in größerem Maße auch als Obdachlosenheime dienen, berichtet die “B.Z.“.

Sozialsenatorin Elke Breitenbach von den Linken verkündete am Mittwoch zudem, dass weitere 30 Unterkünfte mit 250 bis 450 Plätzen errichtet werden sollen. 

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Ein großes Problem bleibt

Für Ortrud Wohlwend von der Stadtmission war es höchste Zeit, dass etwas passiert.

“Es ist überfällig, dass es eine stadtweite Strategie geben soll. Es ist nicht sinnvoll, dass jeder Bezirk sich selbst überlegt, welche Hilfen er Obdachlosen anbietet”, sagte Wohlwend der “Süddeutschen Zeitung”.

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Dabei bleibt vor allem ein großes Problem: Das ganze Ausmaß des Problems ist noch gar nicht bekannt. Der Stadt liegen keine verlässlichen Zahlen vor, wie viele Menschen in Berlin auf der Straße leben. 

Im kommenden Jahr soll nun eine “Straßenzählung” begonnen werden. Erst dann wird festzustellen sein, ob die bisherigen Maßnahmen überhaupt erfolgversprechend sind.

Es trifft immer häufiger Frauen 

Denn Wohlwend von der Stadtmission beobachtet gleich mehrere alarmierende Entwicklungen in der Hauptstadt.

Einerseits kämen immer mehr Menschen aus Osteuropa nach Berlin – in der Hoffnung auf einen saisonalen Job. Arbeit gebe es jedoch kaum – und häufig auch keine Wohnung. 

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“Wohnungslose Europäer, die noch nie in Deutschland gearbeitet haben, haben keinen Anspruch auf Unterstützung”, sagt sie. “Wir dürfen aber nicht zulassen, dass Menschen vor unserer Tür verelenden.”

Ein weiteres Problem: Immer häufiger würden Frauen auf der Straße landen. Lange habe es geheißen, Männer wären von Obdachlosigkeit deutlich stärker bedroht. “Jetzt scheint sich das zu verändern.”

Viele Frauen auf der Straße würden schlimme Erfahrungen mit Gewalt und Drogen machen.

Die Expertin warnt:  “Die Obdachlosenzahlen steigen, es bilden sich die reinsten Elendscamps.”

www.huffingtonpost.de/entry/berlin-will-obdachlose-in-fluchtlingsheimen-unterbringen_de_5a56eca9e4b08a1f624b5984